Als Adolf Hitler in Wien einzieht, wird er als neuer Staatschef mit dem GelĂ€ute der Pummerin feierlich begrĂŒĂt. Der Kardinal eilt zu ihm ins Hotel Imperial, macht ihm seine Aufwartung und verp?ichtet noch am selben Tag die Katholiken, treu zum FĂŒhrer und Reichskanzler zu stehen. Das vom Erzbischof und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz Theodor Kardinal Innitzer (1875 â1955) handgeschriebene âHeil Hitlerâ leuchtet von den LitfaĂsĂ€ulen, und den GlĂ€ubigen wird von der Kanzel verkĂŒndet, wie sie sich am Tage der Volksabstimmung, dem 10. April 1938, zu verhalten haben.  Dass Frauen und MĂ€nner, Laien oder Priester, die dem barbarischen Regime politischen Widerstand geleistet hatten, im KZ schmachten mussten oder am Schafott ihr Leben lieĂen, wird nach dem Ende des NS-Regimes von der kirchlichen Obrigkeit kaum oder gar nicht beachtet. Die kirchliche Obrigkeit weiĂ um Deportationen der Juden in Viehwaggons in die Vernichtungslager und schweigt, allen wohl formulierten Hinweisen auf christliche NĂ€chstenliebe zum Trotz. Nach dem NS-Desaster werden ?Ă€chendeckend Dankgottesdienste fĂŒr die Beendigung des schrecklichen Krieges gefeiert und vereinzelt auch solche fĂŒr die Beendigung der NS-Barbarei.
Wie soll oder will man all das, was klar zutage liegt, erklĂ€ren? Gibt es eine durchgehende SpiritualitĂ€t, die alles motivierte und der die Ereignisse, pastoralen Verhaltensweisen und Weichenstellungen förmlich von selbst erwuchsen? Gibt es fĂŒr all das einen roten Faden, der alles miteinander verbindet? Die vorliegende Studie versucht dem nachzugehen, den entsprechenden GrundsĂ€tzen und Leitlinien nachzuspĂŒren und sie darzulegen.